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Reportage

Wein am Wanderweg: Wie ein Automat den Bauern hilft, sich selbst zu vermarkten

Wie eine gute Idee und ein innovativer Automat der Winzerfamilie Auer dabei half ihre wunderbaren Weine direkt an die Konsumenten zu bringen.

12/29/2021
  • Landwirtschaft
  • Umwelt
  • Österreich
Wein am Wanderweg: Wie ein Automat den Bauern hilft, sich selbst zu vermarkten

Zigtausende Landwirte in ganz Österreich erzeugen großartige Lebensmittel – und doch ist ihre Ertragssituation vielfach vergleichsweise beschämend und ihre Abhängigkeit von Handels- oder Industriekonzernen groß. Ein wichtiges Standbein ist für viele daher die Direktvermarktung, also der Verkauf ihrer eigenen Erzeugnisse direkt an die Konsumentinnen und Konsumenten. Doch dabei sind eine Reihe von Hürden zu überwinden, etwa ein veraltetes Gewerberecht, das nicht unbedingt unterstützend wirkt.

Und es bleibt immer noch die Frage: Wie genau bekomme ich meine Produkte an die Menschen? Immerhin sind die meisten Landwirte mit ihrer täglichen Arbeit bereits mehr als ausgelastet und können sich den Betrieb einer Verkaufsstätte zeitlich und auch finanziell nicht leisten. Ein Weingut aus Tattendorf, einer kleinen Gemeinde im Bezirk Baden bei Wien, zeigt jetzt, welche technologie-gestützten Möglichkeiten es im Jahr 2021 für Landwirte gibt, die alternative Wege in der Direktvermarktung beschreiten möchten.

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Aus einer Idee wurde ein Erfolgsmodell - mit der richtigen Technik
Aus der Idee, Spaziergängern unterwegs eine Erfrischung aus den eigenen Weingärten anzubieten, ist ein hervorragend funktionierendes Geschäftsmodell geworden. Wir haben mit Lukas Auer vom Weingut Auer gesprochen, wo drei Generationen miteinander arbeiten. „Von, für und mit der Natur“ ist das Leitmotto der Auers und umso interessanter ist es daher für uns zu erfahren, wie sie die althergebrachte Tradition des Weinmachens mit der technischen Innovation eines Automaten in Einklang bringen.

Anlassfall war ihr mittlerweile in der Szene und Region berühmter „Weinautomat“, der sich in der Saison direkt am Wanderweg befindet und im Winter, also von 15. November bis 15. März, in Oberwaltersdorf aufgestellt ist. Das Besondere an dem Automaten ist nicht nur die Lage und der köstliche Inhalt, sondern auch, dass er zu 100 Prozent ökologisch läuft. Mit dem Weinautomat, der auf einem Automaten der Firma BISCHOF beruht, haben die Auers eine wahre Quelle der Freude erschlossen – für sich und ihre Konsumenten.

Kurz erklärt: Wie funktioniert der Automat und wie war der Weg zum Endprodukt?

Der Automat selbst ist ein neues Modell von der Firma Bischof Automaten. Die Bedienung ist simpel, man wählt die Produktnummer aus, hält die Bankomatkarte zur Altersprüfung für eine Sekunde hin, danach hält man die Karte ein zweites Mal hin und schon wird das gewünschte Produkt vom Lift abgeholt. Die Besonderheit ist, dass der Automat 100 Prozent autark läuft.

Die gesamte benötigte Energie wird durch Photovoltaik-Module produziert. Im Inneren des Weinfasses sind Solarbatterien, die am Tag mit dem überproduzierten Strom geladen werden und dann in den Nächten bzw. an trüben oder nebligen Tagen den benötigten Strom wieder abgeben. Daher läuft der Automat bzw. das Fass zu 100 Prozent ökologisch, was unserer Familie sehr wichtig war.
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Der "Weinautomat" der Auers, der sich selbst mit Strom versorgt und kühlt
Wie seid Ihr auf die Idee gekommen einen Automaten zum Wanderweg zu stellen?

Dieser Wanderweg ist der bekannte 1. Wiener Wasserleitungsweg. Wir haben seit einigen Jahren dort nun auch direkt zwei Weingärten. Bei einem Weingarten hatten wir schon vor ein paar Jahren eine Sitzecke aus Holzpaletten gemacht, wo man entspannt sitzen kann und die wunderschöne Aussicht über die Thermenregion genießen kann. An den ersten beiden Septemberwochenenden ist auch auf diesem Wanderweg die Genussmeile (die längste Schank der Welt). Hier haben wir ebenfalls immer mitgemacht und einen Stand gehabt.

Doch nach den zwei Wochenenden waren wir nicht mehr Vor-Ort und die Leute hatten uns darauf angesprochen. Dann haben wir überlegt, dass es schwierig für uns ist einen normalen Stand zu betreiben, man braucht Personal, das auch nicht leicht zu finden ist. So entstand die Idee mit dem Automaten. Damals war aber die Altersprüfung noch nicht ganz „legal“ im Weinsegment bzw. Alkoholsegment. Letztes Jahr bekamen wir dann das Ok von der Bauernkammer und somit hatten wir das Projekt in Angriff genommen. Dann war nur die Frage mit dem Strom noch zu klären – was wir dann mit unserem Elektriker des Vertrauens geschafft haben. 

Wie haben die Menschen das Angebot angenommen?

Wir haben wirklich sehr viele tolle und positive Rückmeldungen erhalten. Vor allem nach einiger Zeit hatte sich der Automat natürlich auch rumgesprochen bei den Menschen und jetzt im Herbst war es dann schon so, dass die Leute uns erzählt hatten, dass man sich schon ausmacht, dass man beim „Auer´s Genussplatzerl´“ Pause macht und einen guten, gekühlten Wein genießt.

Die Leute hatten dann schon oft ihre eigenen Weingläser mit, die sie sich beim ersten Besuch des Automaten gekauft hatten, direkt beim Automaten und schließlich nun immer mitnehmen. Also wir hätten selbst nicht gedacht, dass der Automat für so viel Aufsehen sorgt und so gut angenommen wird. Wir waren wirklich positiv überrascht. Vor allem bekamen wir auch einige Mails aus Deutschland, Schweiz, Südtirol, Österreich. Alle wollten wissen, wie genau das funktioniert, mit dem Strom, etc. 

Welche Bedeutung hat für Euch die Möglichkeit mittels eines Automaten die Weine direkt an Menschen zu bringen?

Es ist eine wirklich schöne Möglichkeit den Menschen, direkt im Weingarten einen Genussplatz anbieten zu können, wo sie sich selbst rund um die Uhr bedienen können. Sie können dort vor Ort die schöne Aussicht genießen, sich einen von den vielen gekühlten Weinen kaufen, ein schönes Weinglas kaufen und dann einfach genießen. Der größte positive Nebeneffekt, was auch für uns am Anfang eigentlich das ausschlaggebende Argument war für das Projekt, ist die tolle Werbung.

Die Menschen lernen unsere Bio-Produkte direkt im Weingarten kennen. Genießen dort den Wein und nachher oder irgendwann später besuchen sie uns dann direkt am Weingut bzw. bei unserem Heurigen oder sie bestellen direkt vor Ort den getrunken Wein online über unseren Online Shop. Und am nächsten Tag ist der Wein schon bei Ihnen zu Hause. Besser geht es doch nicht 😊
nullFamilie Auer
Die Auers: Eine Familie, die jetzt auch mit technischer Innovation ihre traditionellen Produkte vertreibt
Könntet Ihr Euch vorstellen, dass weitere Automaten in anderen Orten des Landes aufgestellt werden?

Ehrlich gesagt, ja auf jeden Fall. Hier allerdings jetzt nicht unbedingt auf Wanderwegen. Sprich jetzt nicht so wie dieses Projekt. Dann eher dafür gedacht, in Bundesländern, wo es keinen Weinbau gibt, einen Automaten aufzustellen, wo die Einwohner der Ortschaften die Möglichkeit haben, jederzeit einen guten Bio-Wein zu kaufen. 

Wir selbst haben unser Weinfass mit Automaten nun auch für den Winter weggeführt und in die Nachbarortschaft Oberwaltersdorf geführt. Dort steht nun unser Automat mitten in der Ortschaft auf einem Parkplatz bei unserem Onkel. Wir haben jetzt weiterhin unsere Bio-Weine und andere Bio-Produkte im Automaten, aber auch die Bio-Edelbrände und Liköre von unserem Onkel Josef Auer. Dort bleibt das Fass jetzt mal bis März stehen. Dann kommt es natürlich wieder retour auf den alten Standort mitten in den Weingärten. 

Man kann das auch ein wenig als „Versuch“ sehen sozusagen. Und bisher sind wir mit dem Standort in Oberwaltersdorf auch sehr zufrieden. Wir sind gerade am Überlegen und Planen wie wir diesen Versuch nun umsetzen können und dann weitere Automaten in anderen Gebieten aufstellen werden.



Dieser Beitrag wurde durch eine entgeltliche Zusammenarbeit ermöglicht. Auswirkungen auf die redaktionelle Unabhängigkeit hatte diese nicht.


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