Auf ihren Schildern sind martialische Sprüche zu lesen, sie bezeichnen sich selbst als „bäuerliche Schutztruppe“. An Radikalität fehlt es nicht bei diesen Protesten von radikalisierten Landwirten in Holland, die derzeit die nationalen Medien dominieren. Mit riesigen Traktoren und anderen landwirtschaftlichen Geräten blockieren sie Straßen und zwingen damit die Öffentlichkeit dazu ihre Meinung wahrzunehmen.
Und sie scheuen dabei auch nicht die Zusammenarbeit mit bekannten Rechtsextremen wie Geert Wilders, der bei den Protesten seine Stimme erheben darf und dem man bereitwillig eine Bühne für seine kruden Ansichten bietet. Die Radikalisierung unter den Mitwirkenden hat sich bereits in der Vergangenheit durch gelegte Brände und die Bedrohung von Regierungspolitikern niedergeschlagen. Doch worum geht es dabei eigentlich?
Die Gesundheit von Menschen wird gefährdet
Die radikalisierten Landwirte protestieren gegen die Maßnahmen zum Umweltschutz, die die niederländische Regierung nun beschließen möchte, um die Vergiftung der Böden und Verpestung der Gewässer zu stoppen. In den Niederlanden ist, ein Resultat der intensiven Landwirtschaft, das Grundwasser bisweilen so kontaminiert, dass die Bevölkerung aus Flaschen versorgt werden muss. Eine enorme finanzielle Belastung für die Budgets.
Neue Auflagen sollen sicherstellen, dass zumindest in der Nähe von Naturschutzgebieten der Ausstoß von Stickstoff, also die Ausbringung von Gülle, drastisch reduziert wird. Wissenschaftlich ist mittlerweile belegt, dass die hohe Nitratbelastung in den Böden das Artensterben massiv vorantreibt und auch die Gesundheit der Menschen gefährden kann. Der Regierung bleibt also kaum noch etwas übrig, als das einzuschränken.
Eine agrarische Exportmacht wankt
Die holländische Landwirtschaft ist seit Jahren auf Masse und Export ausgerichtet, sie erwirtschaftet hunderte Milliarden Euro auf geringster Fläche und versorgt halb Europa mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Dieser Wirtschaftszweig ist extrem lukrativ und erwirtschaftet gewaltige Überschüsse. Das Land gilt seit vielen Jahren als einer der größten Exporteure von Agrarwaren weltweit und wichtiger Schweinefleisch-Lieferant.
Die neuen Auflagen der Regierung könnten diesen Wirtschaftsmotor zum ruckeln bringen, bis zu 30 Prozent der landwirtschaftlichen Betrieben könnten in ihrer Existenz gefährdet sein, so die Argumentation der Bauernvertreter. Umweltschützer argumentieren, dass die Folgekosten für die Bevölkerung die Erträge um ein Vielfaches übersteigen und die Landwirtschaft auf ein ökologisches Modell umgestellt werden müsse.
In eigener Sache: Wir arbeiten unabhängig von Parteien und Konzernen. Um unseren Fortbestand zu sichern, sind wir auf Abonnent*innen angewiesen. Bitte schließen Sie jetzt ein Abo ab und ermöglichen Sie damit unsere Berichterstattung. Danke!