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Meinung

Hallein nach der Flut: „Zusammenhalt ist unvorstellbar, aber wir brauchen Hilfe“

Eine wahre Flutwelle hat die Salzburger Stadt Hallein verwüstet. Zurück bleiben große Schäden und eine Bevölkerung die zwar zusammenhält, aber Unterstützung braucht. Wir haben mit der Halleiner Unternehmerin Caroline Hubble gesprochen.

7/20/2021
  • Umwelt
  • Österreich
Hallein nach der Flut: „Zusammenhalt ist unvorstellbar, aber wir brauchen Hilfe“
Foto: Helmut Kronewetter
Hallein ist verwüstet

Als am vergangenen Samstag in der Nacht die ersten verwackelten Aufnahmen durchs Internet rauschten, trauten viele Menschen ihren Augen nicht: Eine wahre Sturzflut war darauf zu sehen, die durch enge Gassen schoss und nicht nur Möbel, sondern ganze Autos mitriss. Auf den Handyvideos sah man verwüstete Geschäftslokale und eine historische Altstadt, die unter Wasser stand. Und das alles mitten im Land Salzburg.

nullFoto: Helmut Kronewitter
Szenen, die man nicht vergisst

Im kollektiven Gedächtnis werden wohl auch die Bilder einer dramatischen Rettungsaktion bleiben, die sich hier abgespielt haben. Ein Passant wurde von den Wassermassen erfasst, auch seine Begleitung konnte sich nicht halten und geriet in den gewaltigen Strom. Beide schienen zunächst hoffnungslos in der Flut verloren, bis letztlich doch noch ein Helfer in der Not auftauchte und die beiden aus dem Wasser zog. Dabei handelte es sich um den Halleiner Alexander Eisenmann, wie sich im Nachhinein herausstellte, er rettete ein Ehepaar durch sein couragiertes Einschreiten. Erschreckende Szenen, die sich bei Hunderttausenden einprägten, mit einem glücklichen Ende.

Die Stadt Hallein, mit über 21.000 Einwohnern eine der größeren Gemeinden im nordwestlichen Bundesland Österreichs, war nicht nur eine der ersten Städte, die vom Hochwasser getroffen wurde, sondern gehört mit Sicherheit auch zu jenen, die besonders stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Nicht zum ersten Mal. Der Kothbach hatte schon in der Vergangenheit das Wasser in die Stadt gebracht und für Verwüstung gesorgt.
nullFoto: Helmut Kronewitter
Der Schaden ist gewaltig

Mittlerweile ist das Wasser gewichen und hat den ganzen Schrecken der Zerstörung in der Stadt offenbart. Noch kann nicht vollends abgeschätzt werden, wie hoch die Schäden am Ende sein werden, die Aufräumarbeiten laufen auf Hochtouren, doch die Behebung aller Schäden wird wohl noch Monate dauern. Zum Glück gibt es eine kraftvolle Gemeinschaft in Hallein, die bereits früher ihren besonderen Zusammenhalt demonstriert hat.

Binnen kürzester Zeit wurde eine digitale Hilfegruppe organisiert, über 2.000 Menschen wirken inzwischen in ihr mit. Ins Leben gerufen hat sie das Halleiner Urgestein Caroline Hubble, ehemals Herausgeberin der „Halleiner Stadtzeitung“ und heutige Betreiberin der „Halleiner Spezialitätenmanufaktur“. Die beherzte Geschäftsfrau zögerte nicht lange, als die Verwüstungen in ihrer Stadt ersichtlich wurden, und schritt zur Tat.
nullFoto: Helmut Kronewitter
Eine Gemeinschaft, die zusammenhält

Mit oekoreich hat Caroline Hubble über die Hintergründe ihres besonderen persönlichen Engagements gesprochen, über die aktuelle Situation der Halleiner*innen in diesen schweren Tagen und über die Kritik, die es aus ihrer Sicht zur gegebenen Zeit zu diskutieren gilt. Denn auch wenn die Bürgerinnen und Bürger in Hallein jetzt zusammenhelfen und solidarisch zueinander sind, gibt es doch einiges, das nachbesprochen gehört.

 oekoreich: Frau Hubble, wie kann man sich die Stunden der Flut vorstellen?

 Es war einfach nur furchtbar. Um das zu veranschaulichen: Beim Geschäftslokal einer Bekannten von mir ist hinten das Wasser reingeströmt und vorne hat es die Einrichtung durch das Schaufenster regelrecht rausgeschossen. Da ist alles zerstört, das wird Monate dauern, bis es wieder halbwegs in Ordnung ist. Es betrifft aber auch zahlreiche Privathäuser, die arg in Mitleidenschaft gezogen wurden.

 oekoreich: Das Wasser ist weg, der Schaden bleibt. Wie geht’s den Menschen jetzt?

 Der Schock sitzt bei vielen natürlich noch tief, aber andererseits sind wir Hochwasser auch gewohnt. Wir kennen den Kothbach und wir wissen, dass er übergehen kann. Es ist auch nicht das erste Mal, dass Wasser in die Stadt eingedrungen ist. Deswegen helfen wir jetzt auch zusammen, weil wir eine Gemeinschaft sind.

oekoreich: Sie haben quasi unmittelbar nach der Flut eine Gruppe ins Leben gerufen, der mittlerweile über 2.000 Menschen angehören. Was ist ihr Zweck?

 Ich bin um Mitternacht in der Buchhandlung meiner Tochter gestanden und habe mir gedacht, dass wir was unternehmen müssen. Da habe ich einfach die Gruppe „Hilfe für Halleiner Hochwasseropfer“ gegründet. Die Idee ist, dass alle sich melden sollen, die Hilfe brauchen – aber auch alle, die Hilfe geben können. Dass das so gut funktioniert ist ein schöner Beweis dafür, dass die Halleiner zusammenhalten. Es wurde sogar ein Auto verschenkt, das muss man sich mal vorstellen!

 oekoreich: Was brauchen die Menschen jetzt am dringendsten?

 Manche haben wirklich alles verloren und stehen vor dem Nichts. Eine Oma hat in die Gruppe gepostet, dass sie Gewand für ihr Enkelkind braucht, weil der ganze Hausrat unbrauchbar ist. Die Not ist also wirklich groß. Inzwischen würde ich sagen, dass mit Finanzspenden am meisten geholfen ist, schließlich geht’s drum Schäden zu reparieren, neue Geräte anzukaufen und das zu bewältigen, was weder Versicherungen noch öffentliche Stellen entschädigen.

oekoreich: Was treibt Sie an, dass Sie so viel Zeit und Energie investieren, um Ihren Mitmenschen zu helfen?

 Auch ich war einmal in einer Notsituation, in der ich die Hilfe der Gemeinschaft gebraucht habe. Als meine Tochter fehloperiert wurde und ich auf Spenden angewiesen war, um aus dieser schrecklichen Situation herauszukommen, haben mir die Halleiner bewiesen, was für großzügige, tolle Menschen sie sind. Das werde ich niemals vergessen. Heute lebt meine Tochter, dank dieser Solidarität, sie betreibt eine Buchhandlung und ist ein Kind dieser Stadt. Daher ist es für mich selbstverständlich, dass auch ich helfe, wenn es nötig ist. Der Zusammenhalt in Hallein ist unvorstellbar.

 oekoreich: Sie haben aber auch Kritik geäußert. Was ist schiefgelaufen?

 Ich verstehe nicht, wieso die Bevölkerung nicht früher gewarnt wurde. Es war doch absehbar, dass das Unglück kommen wird. Der Bürgermeister von Hallein, Alexander Stangassinger, wird sich die Frage der verärgerten Bürger gefallen lassen müssen, ob von ihm alle Maßnahmen rechtzeitig ergriffen wurden. Das wird man untersuchen müssen. Ich finde es außerdem wirklich schade, dass jetzt auf parteipolitischer Ebene gestritten wird. Die Menschen sollten im Vordergrund stehen, nicht die Parteipolitik. Hier ist einiges schiefgelaufen, das wird man sich ansehen müssen. Aber mit dem Blick auf den Lösungen.



nullFoto: Helmut Kronewitter
Wichtige Info: oekoreich hilft Halleiner Hochwasseropfern

Eine wahre Flutwelle hat die Stadt Hallein in Salzburg am Samstag überrollt – zahlreiche Aufnahmen dokumentieren das gewaltige Ausmaß der Zerstörung. Die Bürgerinnen und Bürger in Hallein helfen zusammen, doch sie brauchen unsere Unterstützung. Denn viele stehen vor den Trümmern ihrer Existenz und es wird noch Monate dauern, bis die Schäden behoben sind. oekoreich möchte in dieser schwierigen Lage ein bisschen helfen.

In Zusammenarbeit mit der Halleiner Unternehmerin Caroline Hubble, Organisatorin der Gruppe „Hilfe für Halleiner Hochwasseropfer“, sammeln wir daher für die Menschen in Hallein. Jeder gesammelte Euro wird ausschließlich für die Unterstützung der Betroffenen verwendet. Wir veröffentlichen den Einsatz der Spenden transparent auf unserer Seite. Helfen wir den Menschen vor Ort ein bisschen in ihrer großen Not. Unbürokratisch, schnell und direkt. Von Bürger*innen für Bürger*innen.

Spenden kann man über die Facebook-Spendensammlung, oder hier, oder direkt auf unser Spendenkonto:

Empfänger: Gemeinwohlstiftung COMÚN
Verwendungszweck: Hilfe für Hallein
IBAN: AT96 2011 1839 3960 9200
BIC: GIBAATWWXXX


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