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Bericht zeigt: So schüchtern Handelskonzerne in Österreich die Produzenten ein

Fairnessbüro dokumentiert, wie Lebensmittelhändler systematisch in Österreich ihre Macht missbrauchen, Initiative oekoreich fordert neue Regeln für Konzerne

3/15/2023
  • Landwirtschaft
  • Österreich
  • Ernährung
  • Konsumentenschutz
Bericht zeigt: So schüchtern Handelskonzerne in Österreich die Produzenten ein

Nirgends ist die Marktkonzentration im Lebensmittelhandel so groß wie in Österreich, vier Konzerne – davon drei aus dem Ausland – kontrollieren 95 Prozent des Angebots. Dass diese Marktmacht zu systematischem Missbrauch führt, das zeigt der erste Bericht der Beschwerdestelle betreffend Handelspraktiken im Landwirtschaftsministerium. Dem zuständigen Minister Norbert Totschnig kann nicht genug dafür gedankt werden.

Denn erstmals wird eindrucksvoll dokumentiert, wie österreichische Lieferanten von den Handelskonzernen gezielt unter Druck gesetzt werden. So müssen sie etwa an Rabatt-Aktivitäten mitzuwirken, die zu ihrem wirtschaftlichen Nachteil sind. Die Produzenten werden offenbar mit Auslistung bedroht, gezielt emotionaler Stress erzeugt und das Ungleichgewicht durch die milliardenschweren Händler schamlos ausgenutzt.

Keine Mitentscheidung, trotzdem bezahlen

Im Bericht werden Beispiele genannt, die auf den anonymen Meldungen im Fairnessbüro basieren. So werden Produzenten offenbar dazu genötigt auch für die Eigenmarken der Handelskonzerne zu produzieren, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen ausgelistet zu werden. Oder sie müssen Rabattaktionen mittragen und selbst bezahlen, auch wenn sie nicht über Höhe, Dauer oder Art der Aktionen mitentscheiden können.

Die extreme Dominanz der Handelskonzerne ist bereits seit vielen Jahren ein Thema, das jedoch nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert wird. Zu groß ist die Angst vor einer Auslistung oder anderen „Strafen“. Eine umfassende Recherche des Journalismus-Kollektiv „Dossier“ hat vor einigen Jahren bereits aufgezeigt, wie umfassend die Schieflage im Bereich des Lebensmittelhandels ist. Geändert hat sich deswegen leider nicht viel.

oekoreich fordert gesetzliche Konsequenzen

Die Bürgerinitiative oekoreich, die von der gemeinnützigen Bundesstiftung COMÚN getragen wird und sich als unabhängiger „Watchdog“ der Konsument*innen gegenüber den Konzernen aus Industrie und Handel versteht, fordert daher nun neue gesetzliche Regeln. Es müsse mit aller Konsequenz unterbunden werden, dass multinationale Konzerne ihre Macht weiterhin so ungeniert zum Nachteil von allen missbrauchen:

Wir müssen die vier marktbeherrschenden Lebensmittelhändler endlich an die Kette legen. Die multinationalen Konzerne glauben offenbar, dass sie sich alles erlauben können. Als Konsument*innen haben wir keine Möglichkeit sie dafür zur Verantwortung zu ziehen, denn sie beherrschen den Markt komplett. Wir brauchen daher einen starken Staat, um sie in die Schranken zu weisen. Zeigen wir den millionenschweren Vorstandsbossen der Handelskonzerne endlich, dass sie keine Narrenfreiheit mehr besitzen. Das Signal muss klar und deutlich sein: Nein, sie können sich nicht alles kaufen, sie können nicht alle einschüchtern und sie werden damit nicht durchkommen. Wir appellieren namens aller Konsument*innen und Produzent*innen an die Politik, sich wirkungsvolle Maßnahmen im Kampf gegen diesen Missbrauch zu überlegenso Sebastian Bohrn Mena, Sprecher der Initiative oekoreich.


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