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Die bittere Wahrheit hinter dem "Fairtrade"-Hype

Wie vom Fairtrade-System primär Handelskonzerne und NGOs im reichen Norden profitieren, zeigt der senegalesische Ökonom Ndongo Samba Sylla. Und wieso auch Josef Zotter dem Siegel den Rücken kehrte.

5/10/2021
  • International
  • Ernährung
Die bittere Wahrheit hinter dem "Fairtrade"-Hype

Es ist eine wirklich schöne Idee: Mit ein paar Cent mehr pro Packung Schokolade oder Kaffee können wir dafür sorgen, dass Kinder nicht mehr auf Plantagen ausgebeutet, Wälder nicht mehr zerstört und Menschen nicht mehr vertrieben werden. Wir können den armen Bauern im globalen Süden eine existenzsichernde Perspektive ermöglichen. Das Gewissen ist damit beruhigt, was aus dem Mehr an Geld wird, ist jedoch nicht immer bekannt. Leider zeigt sich, dass die Idee gut, die Umsetzung aber mitunter meilenweit davon entfernt ist.

Auch heimische Vorzeige-Schokoladeproduzenten wie Josef Zotter haben sich inzwischen von dem System abgewandt: „Es kann doch nicht sein, dass man ein Fairtrade-Produkt kauft, und dann sind 98 Prozent konventioneller Kakao drinnen, und nur zwei Prozent sind fairtrade. In meiner Schokolade soll das drinnen sein, was außen draufsteht" sagt er im Gespräch mit Lebensart, als er 2018 aus dem Programm aussteigt. Er geht mittlerweile einen eigenen Weg und stellt die Transparenz und Fairness gegenüber seinen Zulieferern selbst sicher.

Moderner Ablasshandel an Supermarktkassen
 
In seinem Buch „Marketing Poverty to Benefit the Rich“ zeigt der senegalesische Ökonom Ndongo Samba Sylla auf, wie die Profite aus dem Fairtrade-System vor allem den Handelskonzernen und den NGOs im reichen Norden zugutekommen. Die wirklich Armen im globalen Süden hingegen haben in der Regel wenig oder nichts davon. Mit seiner Kritik an Fairtrade schließt er an die vielen Proteste gegen Gütesiegel an, die oftmals von Konzernen selbst gestaltet und kaum unabhängigen Kontrollen unterzogen werden.
 
Der Konsument ist auch Bürger. Das ist eine wichtigere Rolle als die des globalen Konsumenten“ sagt der Ökonom und Autor im Gespräch mit dem SRF. Es brauche also vor allem auch das Engagement der Europäer*innen für den Wandel der Politik, etwa wenn es um die oftmals unfair gestalteten Handelsbeziehungen der Europäischen Union geht. Der moderne Ablasshandel an den Supermarktkassen ist nicht geeignet, um eine strukturelle Veränderung herbeizuführen, Abhängigkeiten werden teils sogar verfestigt.


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