Die Ankündigung des deutschen Handelsriesen ALDI sorgt bei vielen Menschen für offene Münder: Kein einziges Kilo Fleisch aus Massentierhaltung soll sich künftig noch in den Regalen der Supermärkte finden. Den Anfang macht dabei das Schweinefleisch, bereits im kommenden Jahr soll auf die Haltungsstufe 1 verzichtet werden.
Damit ist der sehr niedrige gesetzliche Standard in Deutschland abgebildet, der nach Meinung von Experten nicht mit dem Tierschutzgedanken vereinbar ist. Ähnlich sieht es übrigens auch in Österreich aus, hier ist der gesetzliche Mindeststandard – der sich beim Schwein auch im AMA-Gütesiegel wiederfindet – defacto ebenso unhaltbar.
Erst ab Stufe 3 kann annähernd von Tierwohl gesprochen werden
Zuvor hatte schon LIDL den Ausstieg aus dem konventionellen Schweinefleisch ab 2022 angekündigt. Doch ALDI geht noch einen Schritt weiter und will bis zum Jahr 2030 gänzlich, also bei Schwein und Rind, auch auf Stufe 2 verzichten. Dieser Standard ist mit einem geringfügig höheren Platzangebot verbunden und mehr Beschäftigungsmöglichkeit.
Doch auch das ist nach Ansicht von Experten unzureichend, möchte man Tieren auch nur ansatzweise ein würdevolles Leben bescheren. Frühestens bei Stufe 3, wo den Schweinen auch ein Frischluftkontakt zugesichert wird und deutlich mehr Platz geboten wird, könne man annähernd von Tierwohl in der Schweinehaltung sprechen.
Öffentliche Hand muss unterstützen
Der Ausstieg aus der Massentierhaltung wird eine große Herausforderung, immerhin produzieren aktuell rund 90 Prozent aller deutschen Schweinebauern auf diesem Niveau. Sie richteten sich damit bisher nach den Anforderungen des Marktes, immerhin wurde von ihnen erwartet möglichst große Mengen möglichst billig herzustellen.
Nun fordern die Konsumenten den Wandel hin zu einer tier- und klimafreundlichen Landwirtschaft und die Bauern müssen liefern. Das wird zu einem großen Investitionsbedarf führen und auch langfristig die Produktionskosten erhöhen, die dann auch entsprechend abgegolten werden müssen, möchte man das große Bauernsterben aufhalten.
Nichts ist so teuer wie Billigfleisch
Eine entscheidende Rolle dabei wird die Unterstützung durch die öffentliche Hand spielen müssen. So hat die Borchert-Kommission errechnet, dass für den Umbau der deutschen Landwirtschaft mindestens 4 Milliarden Euro pro Jahr für die nächsten zehn Jahre benötigt würde. Ein Betrag, der im Gesamtkontext relativ niedrig scheint.
Immerhin sind die Kosten im bestehenden System insbesondere für nachfolgende Generationen weitaus größer, wenn sich nichts ändert. Denn bislang basiert die Billigfleisch-Produktion auf dem Raubbau an Natur und Tieren, die wahren Kosten zahlen also einfach nur andere. Um die Zerstörung zu beenden braucht es nun Bewegung von allen.
In eigener Sache: Wir decken auf, wir fragen nach, wir bauen ein Gegengewicht. Das gefällt den Konzernen natürlich nicht. Umso wichtiger ist daher der Rückhalt vieler couragierter Menschen. Bitte unterstützt unsere Arbeit. Jeder Beitrag hilft. Danke!
In eigener Sache: Wir arbeiten unabhängig von Parteien und Konzernen. Um unseren Fortbestand zu sichern, sind wir auf Abonnent*innen angewiesen. Bitte schließen Sie jetzt ein Abo ab und ermöglichen Sie damit unsere Berichterstattung. Danke!