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Neue Studie zeigt: So gefährdet sind unsere Gletscher

Die Alpengletscher sind schon durch den Klimawandel stark bedroht und schrumpfen jedes Jahr. Als wäre das noch nicht genug kommt der Skitourismus noch ins Spiel und will die Gletscher kommerziell nutzen.

4/3/2024
  • Österreich
  • Klima
Neue Studie zeigt: So gefährdet sind unsere Gletscher

Um die Gletscher Österreichs steht es im Allgemeinen sehr schlecht. Viele kennen das Bild der langsam schrumpfenden Pasterze am Großglockner oder des Dachstein-Gletschers. Schuld daran ist der Klimawandel, die größte Bedrohung für die Gletscher. Das wird von einigen noch nicht verstanden, vor allem vom Skitourismus. Denn etliche Gletscher werden für diesen nach wie vor herangezogen, die meisten in Tirol und Salzburg. Aufgrund der jährlichen Schrumpfung werden diese Gebiete immer kleiner und viele Betreiber wollen dementsprechend Ausbauarbeiten durchführen. Eine Studie von Greenpeace hat sich das genauer angesehen.

Ein neues Ökosystem…

Logisch ist, dass das Eis der Gletscher bei einer Erwärmung des Klimas langsam aber stetig zerrinnt. Nähr- und Zehrgebiete werden immer kleiner, was in Folge auch zum Schwund beiträgt. Im offenen Geröllfeld, das einstmals unter dem Eis lag, an der Eisgrenze, siedeln sich neue Pionierpflanzen an und versuchen, diesen Lebensraum zu gewinnen. Gewächse wie die Steinbrecher, Weidenrösling und Alpensäuerling sind in mehrerlei Hinsicht wichtig für die Natur. Zum einen schaffen sie die Grundlage für weitere Pflanzen und Tiere, um in diesem kargen Gebiet wachsen zu können.

Dabei sind sie aber anfällig und brauchen dafür einige Zeit, schätzungsweise an die drei Jahre, um gut wachsen zu können. Zugleich sichern sie mit ihren Wurzeln das Geröll und können so Muren und Steinlawinen verhindern. Ein dritter Vorteil ergibt sich aus dem Wachstum: Die Pflanzen können sehr viel Wasser aufnehmen und so die Gefahr von Abgängen erheblich reduzieren. Bislang gibt es noch keinen direkten Schutz dieses fragilen Ökosystems.

… das sehr fragil ist

Rücksicht wird auf dieses neue Ökosystem bei den Baumaßnahmen des Skitourismus nicht genommen, wie die Greenpeace-Studie aufzeigen konnte. Theoretisch gibt es gesetzliche Regelungen zum Schutz der Gletscher, aber nicht direkt zum Schutz der näheren Umgebung. Insgesamt vierzehn Projekte aus den letzten sieben Jahren wurden näher untersucht und erschreckendes konnte festgestellt werden. Von den 14 Projekten wurden bei 13 ein Umweltverträglichkeitsprüfungs-Feststellungsverfahren beantragt, aber nur bei einem einzigen Projekt kam es zur besagten Prüfung. Ein Projekt wurde vor der Anwendung einer Prüfung zurückgezogen, alle anderen Vorhaben beträfen Tirol und Salzburg. Wie konnte das passieren?

Da kommen juristische Spitzfindigkeiten ins Spiel. Grundsätzlich sind in Österreich und den betreffenden Bundesländern die Gletscher als Naturräume geschützt, nicht aber die nähere Umgebung wie die Moräne. Denn, laut einer Definition aus dem Jahr 2002, wird nur die Gletscherzunge plus Nähr- und Zehrgebiet als Gletscher gesehen. Diese Definition sollte 2023 um das Gletschervorfeld erweitert werden, vor dem Inkrafttreten des Gesetzes wurde das herausgestrichen. So drängte beispielsweise die Wirtschaftskammer für diesen Schritt, um neue Möglichkeiten für Bautätigkeiten beibehalten zu können.

Gesetzliche Defizite

Dazu wurde mehrere Lücken in die Gesetzestexte eingebaut oder schlicht vergessen, die Baumaßnahmen erlauben würden. 2023 wurde etwa ein neues Gesetz zur Umweltverträglichkeitsprüfung beschlossen. Es sieht eine Regelung vor, dass eine fixierte Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) erst bei einer Baufläche von über 20 Hektar vorschreibt. Interessant ist hier, dass drei Bauvorhaben knapp unter dieser Schwelle liegen, im Bereich 19,7-19,95 Hektar.

Die meisten dieser Vorhaben liegen direkt unter der Eisgrenze, also dort, wo die Pionierpflanzen wachsen würden – diese werden daher nicht berücksichtigt. Zugleich gelten auch eine jede Neuerschließung und Erweiterung von bislang existierenden Gebieten als UVP-pflichtig, ebenso die Installation von Beschneiungsanlagen.

Aber: Prüfungskriterien sind oftmals locker bzw. schwammig definiert, daher kann eine fixierte Prüfung leicht umgangen werden. Ein Projekt im Pitztal wurde sogar in einem Natura 2000 Schutzgebiet gebaut, indem die partielle Sprengung eines Berggrats für eine Verbindungsstrecke durchgeführt wurde. Hier wurde der Antrag auf Prüfung 2022 sogar zurückgezogen.

Schwere Schäden für die Umwelt

Festzuhalten ist, dass nachweislich wichtige Prüfungen entweder umgangen oder nicht einmal beschlossen wurden. Diese Herangehensweise ist nicht nur moralisch verwerflich, sie gefährdet aktiv die Umwelt und sensible Ökosysteme, die bereits durch den Klimawandel betroffen sind.

Aber es geht noch weiter: Umweltanwaltschaften, welche die Vertretung für Natur und Umwelt übernehmen, werden in solchen Verfahren nachrangig behandelt oder geben überhaupt keine Stellungnahmen ab. Skifahren, so beliebt der Sport in Österreich auch sein mag, könnte bald der Vergangenheit angehören.


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