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Meinung

„Ich will selbst entscheiden“: BILLA-Konzern auf dünnem Eis

Der milliardenschwere BILLA-Konzern inszeniert sich als "Robin Hood" der Konsumenten. Doch die durchschauen das scheinheilige Spiel.

10/31/2022
  • Österreich
  • Konsumentenschutz
„Ich will selbst entscheiden“: BILLA-Konzern auf dünnem Eis

Wer kürzlich Marcel Haraszti im Ö1-Interview gehört hat, der bekam mitunter das Gefühl, dass ein neuer Robin Hood im Land ist. Mit Sätzen wie „Wir sind das Schutzschild der Konsumenten“ hörte er sich fast wie ein NGO-Aktivist an, der frisch vom Straßenkampf ins Radiostudio gekommen war. Die Realität ist natürlich eine gänzlich andere.

Sie ist sogar so konträr anders, dass es Kennern der Branche und Thematik wie der pure Hohn erschien, was da kürzlich über die Radiowellen verbreitet wurde. Denn zu hören war kein „Robin Hood“ und auch kein Aktivist. Und es ging natürlich auch nicht um Konsumentenschutz, sondern schlicht um Rollenumkehr. Aber von Anfang an.

Unbekannt, aber mächtig

Die allermeisten Menschen kennen ihn nicht, aber Marcel Haraszti ist der mutmaßlich millionenschwere Top-Manager eines nachweislich milliardenschweren Handelskonzerns. Als Boss von BILLA, BIPA & ADEG ist er Herr er über zigtausende Angestellte im Land, seine Einkäufer gelten manchen als brutalste Verhandler im gesamten Handel.

Im Ö1-Beitrag ging es um die Preissteigerungen von Produkten multinationaler Nahrungsmittelkonzerne wie Mondelez, Mars oder Haribo. Diese fordern, wie alle anderen auch, eine Abgeltung der gestiegenen Produktionskosten, also etwa für Strom, Gas und Transport. Und weil BILLA das nicht mittragen möchte, haben sie den Lieferstopp verkündet.

Formvollendete Scheinheiligkeit

Der Grund dafür, dass sie den großen Lieferanten ihre Mehrkosten nicht abgelten wollen, ist nicht etwa ein Dienst an uns Kunden. Handelskonzernen geht’s primär um ihre eigenen Profite und den Managern um ihre fetten Boni, das sollten wir nicht vergessen. Und auch hier geht’s eigentlich nur drum, dass sie ihre Eigenmarken stärken wollen.

Mit denen machen sie den größten Gewinn, weil sie Marken-Produkte kopieren, den (teilweise gleichen) Lieferanten dafür weniger bezahlen, dadurch die Marge erhöhen und Produkte günstiger anbieten können. Das ist der Grund, wieso Eigenmarken-Sortimente wie „CLEVER“, „BILLA Bio“ & Co in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut wurden.

Es geht um Deutungshoheit

Nun steigt in der BILLA-Kundschaft aber der Unmut über den sich anbahnenden Mangel in den Regalen des Konzerns. Von Süßwaren über Katzenfutter bis hin zu Reis und Aufstrichen werden demnächst viele Produkte nicht mehr in den REWE-Märkten verfügbar sein. Das ist den Menschen nicht ganz so egal, wie der BILLA-Boss den Eindruck erwecken möchte.

Weil er aber ganz genau weiß, dass er den Machtkampf nur verlieren kann, versucht er die Deutungshoheit zu erlangen. Plötzlich ist die Unnachgiebigkeit bei Preisverhandlungen ein Dienst an den Konsumenten. Die sehen das ganz und gar nicht so und vielleicht sollten die hochbezahlten Manager einmal in ihre Filialen reinhören. Oder ins Netz.

Ein weiteres Eigentor

Dort liest man jetzt Kommentare wie „Also dann, auf zu SPAR. Ich würde als Konsument gerne selbst entscheiden, was ich wo zu welchem Preis kaufe.“ Damit trifft dieser BILLA-Kunde wohl die Stimmungslage im Land. Die Menschen durchschauen das Manöver des Managers und werden ihr Kaufverhalten vermutlich entsprechend anpassen.

BILLA hat unter der Ägide des Marcel Haraszti die Führungsposition im Lebensmittelhandel an SPAR verloren. Seine Kommunikationsabteilung beantwortet kritische Anfragen von uns seit einiger Zeit nicht mehr. Und jetzt auch noch diese durchsichtige Selbstinszenierung. Der BILLA-Boss sollte besser seine Berater wechseln, bevor er selbst ausgewechselt wird.


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